Der eine wartet, dass die Zeit sich wandelt,
der andere packt sie kräftig an und handelt.
                                          (Dante Alighieri)
 
Heinen, Norbert und Tönnihsen, Gerd (Hrsg): Rehabilitation und Rentabilität -
Herausforderungen an die Werkstatt für behinderte Menschen.
Mit Beiträgen von Caroline Hauf, Esther Hövelmann, Andreas Laumann, Claudia Marquardt, Caren Michels u. Thorsten Zöller.
(Broschiert)
Eitorf: gata 2002. 

Die Einrichtung von Werkstätten für Menschen mit geistiger Behinderung zu Beginn der 60er Jahre ist weitgehend auf die Initiative der BUNDESVEREINIGUNG LEBENSHILFE zurückzuführen, die das Konzept der „Beschützenden Werkstatt“ entwickelte und dessen Realisierung vorantrieb. Eine Beschleunigung erfuhr diese Entwicklung durch das Bundessozialhilfegesetz von 1961, das die Werkstätten mit Heimen und Anstalten gleichstellte. Bereits 1968 existierten 140 Werkstätten mit ca.°5300 Mitarbeitern. Während in dieser Anfangsphase keine Aufnahmekriterien galten, die einen Ausschluß von schwerbehinderten Menschen vorsahen, änderte sich die Konzeption mit der 1974 durch Anwendung des Schwerbehindertengesetzes vollzogenen Umwandlung der „Beschützenden Werkstatt“ in die „Werkstatt für Behinderte“ dahingehend, dass nunmehr als Aufnahmekriterium das Erbringen eines „Mindestmaßes an wirtschaftlich verwertbarer Arbeitsleistung“ galt, womit die Gefahr verbunden war, Menschen, die dieses Kriterium nicht erfüllen können, auszuschließen und die Errichtung von alternativen Einrichtungen in Form von Tagesförderstätten durchzusetzen (vgl. SAVELSBERG 1987, 12f). Seitdem zeigt sich in der Bundesrepublik ein uneinheitliches Bild: Während ein Teil der Werkstätten diesen Personenkreis aufnehmen und ihnen durch Teilhabe an Produktionsprozessen einen Dauerarbeitsplatz bieten, besuchen sie anderenorts den Werkstätten zugeordnete oder sie ersetzende Tagesförderstätten, in denen sie betreut und gefördert werden, um ihnen durch diese Maßnahmen gegebenenfalls einen Wechsel in die Werkstatt für Behinderte zu ermöglichen.
[...]
Es ist zu wünschen, daß es gelingt, auf der aktuellen gesetzlichen Grundlage sowohl die heterogenen institutionell-organisatorischen Konzepte als auch die Vielfalt der inhaltlichen und methodischen Konzeptionen der Ökonomie, die in den jeweiligen Einrichtungen richtungsweisend und praxisrelevant sind, so zu gestalten, daß zukünftig kein Mensch mit Behinderung vom Besuch der etablierten Institutionen ausgeschlossen werden wird. Dazu ist es allerdings notwendig, daß alle in der Werkstatt tätigen Professionen interdisziplinär zusammenwirken, um durch Synergieeffekte Ressourcen zu nutzen und Kapazitäten zu schaffen, die ermöglichen, die anstehenden Aufgaben zu erkennen und konstruktive und richtungsweisende Lösungen zu erarbeiten. Nur bei Erfüllung dieses Anspruchs kann die Werkstatt als wesentlicher den Alltag behinderter Menschen bestimmender und strukturierender Lebensraum ihren umfassenden gesellschaftlichen Auftrag erfüllen und den ethisch-moralischen Ansprüchen einer humanen Gesellschaft dauerhaft gerecht werden.

Während die Herausgeber, Dr. Norbert Heinen als Sonderpädagoge an der Universität Köln und Gerd Tönnihsen als Leiter einer Werkstatt für behinderte Menschen, die Geschichte und die derzeitige Situation der Werkstätten für behinderte Menschen umreißen, beschäftigen sich vier Beiträge des Bandes mit einzelnen aktuellen Herausforderungen. Caroline Hauf und Claudia Marquardt beschäftigen sich mit dem Thema der Fortbildung in Werkstätten für behinderte Menschen. Esther Hövelmann und Andreas Laumann dagegen untersuchen das aus historischen Gründen neue Problem des Altwerdens von Menschen mit geistiger Behinderung im Übergang vom Arbeitsleben in den Ruhestand. Caren Michels beleuchtet das Phänomen der Arbeitszufriedenheit und der sie bedingenden Faktoren. Thorsten Zöller kommentiert die organisatorischen Bedingungen von Werkstätten unter dem Aspekt eines Orientierungsbereichs, der in stärker betreutem Umfeld die Wahl des für jeden einzelnen geeigneten Arbeitsplatzes erleichtern kann.
 
 
Buch: ISBN 3-932174-90-9 19,98 Euro

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URL: http://www.gata-verlag.de/abstr90.htm; Stand: 12.06.2002 


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